Der erste Superstock 1000-Lauf musste schon nach drei Runden wegen eines Sturzes mit mehreren Piloten abgebrochen und neu gestartet werden. Der zweite Anlauf klappte. Roman Stamm spielte auf der achten Position des gemeinsam mit den Superbikes fahrenden, aber getrennt gewerteten Feldes mit. Nach neun Runden überquerte der Schweizer auf der Kawasaki Ninja ZX-10R als Fünfter in seiner Klasse die Ziellinie.
Im zweiten Lauf mischte Stamm im Kampf um die Podiumsplätze mit, musste aber fünf Runden vor Schluss den Notausgang nehmen, was ihn einige Meter kostete und auf den siebten Platz zurückwarf. Der 39-jährige wird seine IDM-Karriere nächste Woche beim Finale in Hockenheim beenden. Drei Mal wurde er in der IDM Vizemeister.
„In Assen wurde klar, dass es auch in diesem Jahr nicht zum Meistertitel reichen wird. Das hätte höhere Gewalt mitspielen müssen. Obwohl mein Entschluss, den Helm in der IDM an den Nagel zu hängen endgültig ist, fahre ich kein Stückchen langsamer. Im Grunde genommen will ich noch immer der erste Fahrer sein, der im Ziel abgewunken wird. Wir sind weiterhin auf der Suche, wo wir mehr Zeit herausholen können. Es bleibt kein Stein auf dem anderen. Um ehrlich zu sein: Ich bin noch nie ein geileres Motorrad gefahren als die aktuelle Kawasaki, aber die letzte Sekunde fehlt noch.“
Teamkollege Daniel Kartheininger und der Lausitzring wurden auch beim dritten Event auf der 4.255 Meter langen Strecke keine Freunde. Ausbeute des vergangenen Wochenendes: drei IDM-Punkte. „Ich bin auf keiner anderen Strecke in diesem Jahr gestürzt, aber hier insgesamt fünf Mal. Die drei Veranstaltungen in der Lausitz haben meine angepeilte Saisonbilanz zerstört.
Die Sturzserie wurde diesmal schon im Freitags-Training fortgeführt. „Und außer dem Motorrad hat es genau meine schon verletzte linke Schulter erwischt.“ Der Memminger sollte danach wenigstens das Samstagrennen auslassen, rollte aber trotzdem in die Startaufstellung. Im Nachhinein und Platz 13 war der 23-Jährige froh, dass abgebrochen und verkürzt worden war. „Die ursprünglichen 16 Runden hätte ich wahrscheinlich gar nicht durchgehalten.“
Im Sonntagsrennen stürzte Kartheininger neuerlich. „Es ist wie am Freitag am Ende der Gegengeraden passiert. Ich bin beim Anbremsen per Highsider abgeflogen. Die Schulter hat nichts abbekommen, dafür bin ich direkt auf den Kopf gefallen. Hoffentlich bleibt es bei dem blauen Auge und Flecken auf dem Hintern. Im Clinica Mobile hatte ich sofort eine Untersuchung und es wurde ein Spalt zwischen zwei Knochen festgestellt. Ein Bruch ist das nicht, aber ich muss die Sache diese Woche im MRT abklären lassen, bevor ich nach Hockenheim fahre.“
In der Klasse Superstock 600 faszinierte einmal mehr Janusch Prokop auf der Kawasaki ZX-6R das Publikum. Der 19-Jährige IDM-Neuling mischte im ersten Rennen von Beginn an in der Spitzengruppe mit. Aus der siebten Rennrunde kehrte er sogar in Führung liegend zurück. Einsetzender Regen an diversen Streckenteilen machten das Rennen schließlich zu einer wilden und unübersichtlichen Angelegenheit. Prokop wurde am Ende Fünfter.
Im zweiten Lauf stürzte er. Aufgeben kam für den ehrgeizigen Youngster aber nicht in Frage, sondern er brachte das Motorrad wieder in Gang, arbeitete sich noch auf den achten Platz vor und rettete somit acht Punkte. Der Reichenbacher hatte am Wochenende schwer die Zähne zusammenbeißen müssen.
„Am Mittwoch nach dem letzten Lauf in Assen wurde ich am Steißbein operiert. Mir wurde eine tennisballgroße Fistel entfernt. Ich musste danach vier Wochen liegen, die Wunde ist selbst jetzt noch offen.“ Prokop war in der Lausitz fast nie ohne sein Gel-Sitzkissen unterwegs. “Beim Motorradfahren schmerzt die Wunde, wenn das Bike gegen die Hintern schlägt. Aber das halte ich aus. Ich will Ergebnisse abliefern und möglichst auch 2017 in dem Team weitermachen.“
Am kommenden Wochenende ist in Hockenheim das große Finale der IDM-Saison 2016. Bereits ab Freitag wird es mit freien Trainings eingeläutet. Dann ist auch 600er-Fahrer Jonas Geitner wieder mit von der Partie. Er bekam letzte Woche den Gips von seinem Bein abgenommen, bei dem das Wadenbein von oben nach unten gespalten war. „Ich hätte vielleicht sogar schon eine Freigabe vom Arzt für die Lausitzring-Rennen erhalten, aber ich kriege den Schalthebel noch nicht hoch.“
Punktestand IDM Superstock 600 nach 12 von 14 Rennen:
1. Schouten (NL/Yamaha), 215 Punkte; 2. Stange (D/Kawasaki), 207 Punkte; 3. Wahr (D/Suzuki), 128; 4. Ullrich (D/Yamaha), 128; 5. Buchner (D/MV Agusta), 121; 6. Prokop (D/Kawasaki), 117; 9. Jonas Geitner (D/Kawasaki), 99.
Punktestand IDM Superstock 1000 nach 13 von 15 Rennen:
1. De Boer (NL/Yamaha), 255 Punkte; 2. Grünwald (D/Yamaha), 200, 3. Bühn (D/BMW), 139; 9; 4. Stamm (CH/Kawasaki), 123; 9. Kartheininger (D/Kawasaki), 68.
Nächste Rennen:
23./24./25. September 2016, Hockenheim