Allen voran der US-Amerikaner Preston Boespflug, der sich bei seiner Premiere bei einem deutschen Supercross auf Anhieb den Gesamtsieg in der kleinen Klasse SX2 (Motorräder bis 250 ccm Hubraum) sicherte.
Am ersten der beiden tollen Abende in der jeweils ausverkauften, altehrwürdigen Hanns-Martin-Schleyer-Halle raste der Pilot vom Team Kawasaki Pfeil aus dem thüringischen Dreitzsch mit seiner KX250 im SX2-Finale auf den zweiten Rang. Tags darauf finishte er als Dritter, womit er insgesamt die meisten Punkte eingefahren hatte und sich als Gesamtsieger zum neuen „Prinz von Stuttgart“ küren ließ. „Ich bin vor vielen Jahren mal ein Supercross in Zuidbroek Niederlande gefahren. Das war aber noch mit der 65er. Jetzt hatte ich wieder die Gelegenheit, in Europa zu fahren und kam mit viel Motivation. Nun bin ich Prinz von Stuttgart und sehr glücklich, diese Chance bekommen zu haben. Dafür möchte ich mich ganz herzlich beim Team Kawasaki Pfeil bedanken – es war großartig. Ich bin noch ganz aufgeregt und freue mich schon auf Dortmund“, lautete anschließend das Fazit des 19-Jährigen aus dem US-Bundesstaat Washington.
Sein Teamkollege und „Klassenkamerad“, der ein Jahr ältere Taylor Reid aus Australien war ebenfalls Debütant und zeigte eine ähnlich gute Performance, hatte allerdings mitunter ein wenig Pech. Nach zwei suboptimalen Starts in den finalen Rennen schaffte er immerhin noch die Plätze sieben und acht, mit denen er unter insgesamt 35 Startern respektive zwölf Finalisten den beachtlichen fünften Gesamtrang belegte.
In der SX1 knapp am Podest vorbei
In der Top-Klasse SX1 bot das Thüringer Kawasaki-Rennteam mit dem Routinier Thomas Ramette aus Frankreich sowie den weiteren Deutschland-Novizen Mitchell Harrison und Devin Simonson, beide ebenfalls aus den USA, drei Fahrer auf. Von denen schlug sich der 26-jährige Mitchell Harrison aus Michigan mit der ihm anvertrauten Kawasaki KX450 am besten. Am Freitagabend verpasste er das Podest als Vierter nur knapp und am Samstag kam er als Siebenter ins Ziel. „Overall“ bedeutete das Platz vier.
Ebenso an beiden Abenden schaffte Thomas Ramette den Einzug ins Finale der besten zwölf von ursprünglich 25. Mit den Plätzen zwölf und neun blieb der 33-Jährige allerdings etwas hinter den Erwartungen zurück.
Besser machte es hingegen der spät für den verletzten Franzosen Cedric Soubeyras verpflichtete Devin Simonson. Der 23-Jährige aus North Carolina verpasste zwar am ersten Abend die Qualifikation für den Showdown, doch am zweiten gab er mit Platz vier als bester Nicht-Franzose eine erstklassige Talentprobe ab.
Herzensangelegenheit Supercross
Nachdem sich das Team Kawasaki Pfeil in diesem Jahr beim Motocross erneut stark zurückhielt, kehrte es nun enorm stark zum Supercross zurück. Am Ende des auf Anhieb wieder erfolgreichen Wochenendes sagte der Teamchef Harald Pfeil dazu: „Supercross ist für uns eine Herzensangelegenheit und fast das komplette Team stand sofort wieder parat. Da unser Top-Favorit Cedric Soubeyras ausgefallen ist, war es mit komplett neuen Fahrern schwer vorherzusagen, was wir würden erreichen können. Aber es ist insgesamt sehr gut für uns abgelaufen. Ich freue mich auch, dass es alles sehr verträgliche Fahrer sind, was wichtig fürs Zusammenspiel ist. Die Chemie hat gestimmt, wie man so schön sagt.“
Dazu ergänzte der seit Anfang der 1990er-Jahre sein Kawasaki-Rennteam betreibende Harald Pfeil: „Man will immer mehr, aber unterm Strich passt es schon. Ich muss auch dazu sagen, dass wir in Stuttgart noch nie allzu viel Glück hatten. Alles in allem sind wir zufrieden und ich denke, dass sich die Ergebnisse sehen lassen können.“
„Das ist auch meine Meinung, zumal wenn man bedenkt, dass wir vier Fahrer aus Übersee hier hatten, die noch nie in Deutschland gefahren sind. Das war auch für uns eine kleine Wundertüte. Aber am Ende haben wir uns gemeinsam wieder sehr gut geschlagen“, bilanzierte der Junior-Chef Tobias Pfeil.
In Dortmund mit Joker?!
Das zweite und leider wieder letzte deutsche Supercross der Zwischensaison 2024/2025 geht vom 10. bis 12. Januar in der Dortmunder Westfalenhalle über die Bühne. „In Dortmund werden wir auf die Stuttgart-Truppe aufbauen und eventuell noch einen Joker ziehen. Mehr will ich dazu noch nicht verraten“, frohlockte Tobias Pfeil noch im „Ländle“.