Bereits im ersten Superstock 600-Lauf, der wie gewöhnlich am Samstag ausgetragen wurde, kämpfte Jonas Geitner in der Spitzengruppe mit und ließ sich auch von der erfahrenen Konkurrenz nicht abschütteln. In der Schlussphase hatte sich ein Quartett gebildet, in dem jeder einzelne Fahrer für einen Podiumsplatz in Frage kam. Als einer der Piloten aus dem Geschehen stürzte, wurde es eng für Geitner. Der 20-jährige musste ausweichen und einen Umweg über die Wiese nehmen, konnte aber den dritten Platz retten.
Im zweiten Superstock 600-Lauf schien ein Sieg zum Greifen nah. Geitner war der einzige Fahrer, der Kevin Wahr, dem Ex-Meister und in die Supersport-Weltmeisterschaft aufgestiegenen Fahrer aus Nagold, auf Dauer folgen konnte. Die Hoffnungen währten bis zur fünften Runde. Plötzlich fehlte Geitner. Der Bayer war gestürzt. Da seine Kawasaki noch funktionierte, versuchte er, den Schaden so klein wie möglich zu halten und reihte sich wieder ins Feld ein. Am Ende ergatterte er noch vier Meisterschaftspunkte.
Dafür fuhr Janusch Prokop für das Kawasaki Schnock Team Motorex erstmals aufs Podium. Er ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Auch nicht, als sein Teamkollege Jonas Geitner sowie der Meisterschaftsführende Christian Stange stürzten. Prokop funktionierte wie ein Uhrwerk. Im ersten Rennen hatte er mit einem fünften Platz insgesamt elf IDM-Zähler gesammelt. Im zweiten Lauf kamen 16 weitere dazu. Unter sommerlichen Temperaturen spülte das Ergebnis den 18-jährigen Reichenbacher vom neunten auf den fünften Tabellenplatz nach vorn.
Jonas Geitner (#96): Es ist ärgerlich zu stürzen, wenn der Sieg vor der Nase schwebt. Ich wollte mir Kevin Wahr in der Kurve vor der Gegengeraden zum Überholen zurechtlegen. Das hat leider nicht geklappt. Das Vorderrad ist eingeklappt. Dennoch ist bei mir eine konstante Steigerung von Rennen zu Rennen deutlich erkennbar.“
Janusch Prokop (#84): Einen Podiumsplatz hatte ich überhaupt nicht erwartet – und dann kommt er auch noch hier in Zolder, wo ich noch nie war und mehr Grip auf den Kerbs als auf der Strecke ist. Ich hatte mit so einem Ergebnis beim IDM-Finale in Hockenheim erwartet, aber jetzt wirklich noch nicht. Wir hatten für den zweiten Lauf die Drehzahl etwas erhöht, damit ich besser die Linie halten kann.
Irgendwie war ich auch motiviert wie nie zuvor. Als ich hinter Maurice Ullrich auf dem vierten Platz fuhr, wusste ich, dass er irgendwann einbricht und das Tempo nicht halten kann. Genauso kam es auch. Es wäre auch ein zweiter Platz drin gewesen, denn ich war auch noch an einem weiteren Fahrer vorbeigezogen. Aber in der letzten Kurve habe ich mich leicht verbremst, doch das war schon zuviel und er hat gekontert.“
In der gemeinsam startenden, aber getrennt gewerteten IDM Superbike- und Superstock 1000-Klasse war das Feld erstmals in diesem Jahr brechend voll. Der Andrang war so groß, dass in der Qualifikation noch ein Handvoll Fahrer ausgesiebt werden mussten, denn für die Strecke sind maximal 41 Fahrer zugelassen.
Roman Stamm beendete den ersten Lauf als Fünfter in der Superstock 1000-Wertung. Im zweiten Rennen fuhr er in der fünften Runde an die Box und musste mit einem Defekt am Reifen aufgeben. Dennoch bleibt der Routinier aus der Schweiz Vierter in der Gesamtwertung und auch immer noch in Schlagdistanz zur Spitze.
Daniel Kartheininger erreichte mit zwei siebten Plätzen sein bisher bestes Saisonergebnis. Er kam zum ersten Mal in beiden Rennen des Wochenendes ins Ziel, nachdem er sich am Freitag mit den Abstimmungsarbeiten an der Kawasaki ZX-10R noch im Kreis gedreht hatte. Innerhalb eines einzigen Wochenendes schaffte der Memminger den Sprung von Rang 13 in die Top Ten der Tabelle.
Roman Stamm (#2): „Im ersten Lauf habe ich den Start total versiebt. Ich habe mich auf dem Motorrad an diesem Wochenende nicht so wohl gefühlt, wie ich es gerne gehabt hätte. Aber wenigstens elf Punkte sind herausgesprungen. Im zweiten Lauf musste ich aufgeben. Im Vorderrad hat es einen Schlag gegeben, der mich beinahe zu Sturz gebracht hätte.
Ich war nicht schneller oder langsamer als sonst, das wird in den Aufzeichnungen unseres Datarecording-Kollegen deutlich. Es ist aber auch zu sehen, dass etwas am Motorrad passiert ist. Um der Sache auf den Grund zu gehen, wird zunächst der Reifen bei Pirelli im Labor geprüft. Was den IDM Superstock 1000-Titel betrifft, mache ich mir derzeit kaum Gedanken. Es ist erst die Hälfte der Rennen absolviert. Jetzt sich noch niemand sicher fühlen.
Wir geben jedenfalls nicht auf. Und wie schnell etwas passieren kann, haben wir an diesem Wochenende gesehen, als sich mit Marco Nekvasil einer der Favoriten verletzt hat und lange ausfallen wird.“
Daniel Kartheininger (#92): Wir haben im Training viel ausprobiert, um am Schluss festzustellen, dass wir wieder die fast gleiche Abstimmung wie am Anfang hatten. Aber wenn man nichts probiert, findet man auch nichts heraus. Im ersten Rennen hatte ich einen guten Start, aber manche Konkurrenten dachten anscheinend, sie gewinnen das Rennen in der ersten Runde.
Es ging ziemlich haarig zu. Ich habe von meinem Vordermann den Reifenabrieb aufs Visier bekommen. Ab der Hälfte der Distanz fingen meine Unterarme durch das ständige Stop-and-go auf der Strecke an zu schmerzen. Ich hatte mich wohl ein bisschen verkrampft. Vor dem zweiten Lauf habe ich vorm Arzt Elektroschocks verpasst bekommen. Das hat geholfen.“
Punktestand IDM Superstock 600 nach 6 von 14 Rennen:
1. Stange (D/Kawasaki), 114 Punkte; 2. Ullrich (D/Yamaha, 105; 3. Schouten (NL/Yamaha), 79; 4. Geitner (D/Kawasaki), 75; 5. Prokop (D/Kawasaki), 59.
Punktestand IDM Superstock 1000 nach 7 von 16 Rennen:
1. De Boer (NL/Yamaha), 160 Punkte; 2. Grünwald (D/ Yamaha), 131, 3. Bühn (D/BMW), 85; 9; 4. Stamm (CH/Kawasaki), 76; 10. Kartheininger (D/Kawasaki), 35.
Nächste Rennen:
29.-31. Juli 2016, Schleizer Dreieck